Cederberg Winery – hinter den Bergen bei den sieben Zwergen

Die Cederberg Winery ist der abgelegenste Ort für Weinbau überhaupt. Inmitten einer spektakulären Bergkette, weit ab von jeglicher Zivilisation, entstehen hier in einem hochmodernen Neubau hervorragende Qualitäten mit internationalen Fokus. Dabei ist es keinesfalls ein Newcomer. Das Inhaber geführte Weingut hat bereits fünf Generationen Geschichte auf dem Buckel.
Cederberg Winery – hinter den Bergen bei den sieben Zwergen

Wo befinden sich die Weingüter Südafrikas?

Der Weinbau in Südafrika liegt fast ausschließlich in der Südwestlichen Ecke des Landes. Von Kapstadt aus in alle Richtungen findet man Weinberge. Eine Autostunde Richtung Westen gelangt man in die Stadt Stellenbosch. Sie ist das Zentrum des Weinbaus in Südafrika. Die landwirtschaftliche Universität befindet sich hier und Weinbau hat hier einen hohen Stellenwert. Mit insgesamt 120 000 Hektar ist Südafrika ein mittelgroßes Weinbauland, ein bisschen größer als Deutschland. Der Export spielt eine wichtige Rolle, denn der Weinkonsum der einheimischen Bevölkerung ist nicht sonderlich hoch. Leider wird der südafrikanische Wein nicht so gewürdigt, wie er es verdienen sollte. Sie exportieren insgesamt noch zu viel Fassware, die in Großbritannien oder Deutschland abgefüllt wird, so dass den Menschen in Südafrikas Weinwirtschaft viel Mehrwert verloren geht. Daher halte ich es bei südafrikanischen Wein für besonders wichtig, darauf zu achten, dass man Erzeugerabfüllungen kauft. Ein bisschen Geographie ist dann auch von Nutzen, um zu wissen, wo denn der Wein genau herkommt. Die regionale Einteilung ist recht pragmatisch. In den Regionen Southern und Western Cape befinden sich dann die Districts und Wards, in die die südafrikanischen Weinbaugebiete gegliedert sind. Auf einer südafrikanischen Weinflasche steht dann zum Beispiel W.O. Coastal Region. Die Abkürzung W.O. steht für Wine of Origin. Das bedeutet, die Weintrauben wachsen in dieser Großregion Coastal Region, können aber von verschiedenen Districts stammen. So ein District ist dann Stellenbosch, Franschoek oder Paarl. Ein klimatisch recht homogenes Gebiet, das aber aus verschiedenen Gemeinden mit ihren unterschiedlichen Charakteristika besteht. Ein Ward kann, muss jedoch nicht Teil eines Disctricts sein, ist aber mehr als nur klimatisch zusammenhängend, beispielsweise ein abgeschiedenes Tal oder ein größerer Hang mit der gleichen Bodenstruktur. Beispielsweise W.O. Constantia wäre so ein Ward. Wer tiefer in diese Thematik einsteigen will, dem sei folgender Link an Herz gelegt: Wine of Origin scheme - South Africa


 

Die Cederberg Winery – ein ganz besonderer Ort...

Und wo liegt jetzt die Cederberg Winery? Ganz weit weg von all den bekannten Weinbaugebieten. Eigentlich in gar keinem Weinbaugebiet, sondern mitten in der Wildnis. Wie der Name schon sagt, liegt das Weingut bei den Cederberg oder Zederberg Mountains, und zwar auf der östlichen dem Atlantik abgewandten Seite. Damit sind die Weinberge sehr gut abgeschirmt von kalten Winden des Ozeans. Heiß ist es in Südafrika eh genug. Die Weinberge von der Cederberg Winery liegen sehr hoch über dem Meeresspiegel. Nachts wird’s kühler, die Säure in den Beeren veratmet nicht so schnell wie in den anderen, wärmeren Mikroklimata Südafrikas. Das ist eines der Geheimnisse hier, weshalb der Sauvignon zwar reif und exotisch schmeckt, aber auch so frisch und knackig. Man könnte „Cederberg“ als Weinbezeichnung getrost als Ward bezeichnen. Allerdings gibt es da nur ein Weingut umgeben von den Weinbergen. Also könnte man die Weine von Cederberg allesamt als „Estate Wines“ bezeichnen, was herkunftsspezifisch im südafrikanischen Weinrecht noch enger gefasst wäre als ein Ward. Einem District kann man die Cederberg Winery nicht zuordnen. In jegliche Himmelsrichtung gibt es hier weit und breit keine anderen Weingüter. Das macht es auch so besonders und einzigartig. Man kann auch sagen "verrückt"?

...mit einer ganz besonderen Geschichte

David Niewouldt, Besitzer in der fünften Generation verweist auf die lange Tradition und den Pionier-Charakter dieser ganzen Unternehmung, die bis tief in das 19. Jahrhundert zurückreicht. Die Niewouldts haben schon seit den 1970ern Wein gemacht. Es gibt zwei Geschichten, warum man angefangen hat, selber Wein zu machen. Davids Großvater Oom Pollie wollte in die nächste Genossenschaft abgeben. Doch seine Trauben wurden so spät reif, dass nirgends mehr Trauben angenommen wurden. Die zweite Geschichte besagt, dass Anfang der 60er ein befreundeter Berater für Landwirtschaft bemerkt hätte, dass auf der Cederberg Farm Winterfrüchte besonders gut gedeihen und sie es deshalb auch mit Tafeltrauben ausprobieren sollten. Oom Pollie’s Tafeltrauben waren so ein Erfolg, dass sie es ab 1975 auch mit Weintrauben versuchten. Der 78er Cabernet Sauvignon wurde dann von Südafrikas berühmtesten Weinkritiker John Platter entdeckt und nachdrücklich empfohlen. Der Cabernet Sauvignon hat dann mehrfach Preise abgeräumt und zählt als das Aushängeschild der Cederberg Winery. Bis in die 90er war die Farm allerdings ein gemischter Betrieb mit vielen Tabak und Gemüseplantagen sowie einer großen Schafzucht. Die Spezialisierung auf den Wein wurde erst mit der Übergabe von der vierten auf die fünfte Generation vollendet. Eigens dafür ging David auch zur Uni nach Stellenbosch, ließ sich zu einem sehr fähigen Önologen ausbilden und kam dann 1997 zurück. Mittlerweile ist die Cederberg Winery fest in der Spitze Südafrikas etabliert. Auch andere Weine haben Spitzenergebnisse erzielt und Auszeichnungen gewonnen. David macht inzwischen auch Weine aus anderen Regionen Südafrikas und hat sogar ein Projekt in Chile gestartet. Das Herzstück der Produktion bleibt aber weiterhin die Cederberg Farm mit ihren 74 Hektar Weinbau.

I want people to drink my wines and think of these mountain ranges, unique and untouched

Warum die Weine von Cederberg im Glas besonders herausstechen:

Five Generations Cabernet Sauvignon

Der Premium Rotwein von Cederberg. Nur aus den besten Lagen des Cederbergs. Eine optimale Traubenqualität wird für zwei Tage kalt mazeriert, dann im Edelstahl vergoren und für 18 Monate in neuen französischen Barriques ausgebaut. Bei der alkoholischen Gärung übersteigt die Temperatur niemals 27°C. Es wird vorsichtig bei der Tannin-Extraktion gearbeitet. Alle sechs Stunden wird der Tresterhut mit Most übergeschwappt, damit er nicht austrocknet. Zwei bis drei Mal wird der Tresterhut per Hand untergestoßen. Je fortgeschrittener die Gärung, desto zarter muss man da umgehen. Cabernet Sauvignon liefert die elegantesten Tannine, wenn man mit ihr umgehen weiß. Und deswegen wird sie so geschätzt. Cabernet Sauvignon ist im Anbau eine sehr robuste Rebsorte. Sie braucht es nur ein bisschen warm, reift gerne lange aus und erträgt auch Hitzewellen ganz gut. Durch den Klimawandel wächst sie quasi überall, naja, sagen wir mal überall, wo man sich nicht gleich Zehen abfriert, wenn die Sonne weg ist. Dem eifrigen Winzer bringt Cabernet Sauvignon dann kleine konzentrierte Beeren mit dicker Schale. Ideal für Rotwein eigentlich. Deswegen wird sie auch fast überall auf der Welt angebaut. Doch viele denken mit Cabernet Sauvignon automatisch Spitzenqualitäten zu bekommen. Das ist allerdings etwas schwieriger als gedacht. Wenn es von der Wärmesumme doch nicht ganz gereicht hat, bleibt Cabernet Sauvignon etwas sehr hart und grün. Die vielen Tannine wirken dann sehr rustikal um nicht grobschlächtig zu sagen. Wird es zu heiß, kann man gleich zu Crème de Cassis greifen. Es gibt den einen oder anderen eigentlich großartigen kalifornischen Cabernet Sauvignon, dessen Säure im Keller lag, der Alkohol durch die Decke gegangen war und die Frucht wirkte, wie eine tagelang eingekochte Kirschmarmelade.

Also muss man irgendwie den Mittelweg treffen, um der Rebsorte, die Möglichkeit zu geben, ihr Potenzial auszuschöpfen. Denn eine besondere Qualität hat Cabernet Sauvignon durchaus. Sie zeigt auch das Terroir in hervorragender Weise und das über Jahrzehnte hinweg. Will man dann noch eine herausragende Qualität herauskitzeln, dann braucht’s reife, aber nicht überreife Trauben und einen talentierten Kellermeister, der mit Gerbstoffen umgehen kann. Das alles finden wir im Five Generations Cabernet Sauvignon hervorragend zum Ausdruck gebracht. Üppige, aber präzise Fruchtaromen, Johannisbeere pur, mit ganz phantastisch eingearbeiteten Barrique-Noten und einem unfassbar präsenten und doch sanften Tannin. Der ewig lange Abgang macht ihn zu einem High-Class-Rotwein. Ein Muss für jeden Cabernet-Fan.

Cederberg Sauvignon blanc

Sauvignon blanc gibt’s mittlerweile wie Sand am Meer. Sogar fast jeder deutsche Weinbaubetrieb bietet einen an. Das knackig-exotische Fruchtspiel kommt einfach zu gut an beim Verbraucher. Man muss nicht viel erklären und der Konsument ist glücklich. Es gibt aber in der Weinwelt nichts Langweiligeres als zu reifen Sauvignon blanc. Da kann man sich gleich eine Holundersaftschorle bestellen und dazu ein Solero-Eis lutschen. Leider gibt’s von dieser Weinstilistik recht viel auf dem Markt. Zum Glück ist das beim Cederberg Sauvignon blanc nicht der Fall, denn David lässt fundamentale Eigenschaft nicht außer Acht. Er opfert nicht die dem Sauvignon ureigenene Kraft und Struktur für eine banale Frucht, sondern betont den Körper des Weins durch eine fünf bis sechs-stündige Maischestandzeit. Der Cederberg Sauvignon blanc bekommt dadurch einen Grip, ein stabiles Grundgerüst, auf dem die ganze Aromatik fußen kann. Vier Monate auf der Feinhefe mit gelegentlicher Bâttonage verschaffen dem Wein noch einen charmanten Schmelz. Selbstverständlich ist der Wein noch reduktiv-fruchtig genug und zeigt sich offen als typischer Sauvignon. Doch hinter dieser ganzen Frucht-Fassade versteckt sich die besondere Qualität. Länge, Finesse und Dichte machen ihn zu einem überaus vielseitigen Essensbegleiter. Genau da ist nämlich Sauvignon spitze, insofern er kein Blender ist. Er passt tu so vielen verschiedenen und unkomplizierten Gerichten: Gazpacho, Salat mit Ziegenkäse, gegrillter Fisch, Pulposalat oder Bohnen mit Speck. Man muss gar nicht groß aufkochen, kann aber mit einem Sauvignon wie dem Cederberg Sauvignon blanc ein geniales Food-Wine-Pairing bekommen.

18.08.2022
Datum:
Artikel: Cederberg Winery – hinter den Bergen bei den sieben Zwergen
Quelle: https://blog.inbarrique.de/19

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