Bodegas LAN

Drei Buchstaben mit viel Aussagekraft. Sie stehen als Kurzform für die Viña Lanciano, eine der berühmtesten Weinberge der Rioja, ganz malerisch gelegen in mitten einer Ebroschleife.
Bodegas LAN

LAN sind aber auch die Anfangsbuchstaben der drei Provinzen über die sich die gesamte Rioja erstreckt, Logroño, Alava und Navarra. Denn seit 1972 keltern die Bodegas LAN Trauben aus dem gesamten Anbaugebiet und gehören mittlerweile zu den echten Klassikern der Rioja.

Das Weingut

Ganz schön groß, und ganz schön beeindruckend in den Dimensionen und technisch innovativ wie kaum ein anderes Weingut auf der Welt. Blogger in der Weinwelt schreiben gerne über die kleine One-WoMan-Show, weil man dann die Geschichte des Einzelkämpfers, des sympathischen Magiers erzählen kann, der irgendwann angefangen hat, gegen den Strom alles anders zu machen. Nun ja, Bodegas LAN hat auch vieles anders gemacht als sie 1972 gegründet wurden. Der Fokus auf den eigenen Weinberg Viña Lanciano und seiner Biodiversität, per Handarbeit kultiviert und mit 15 Überwachungsstationen verdient die Bezeichnung Pionierleistung. Nicht nur gute Weine machen, sondern den Entstehungsort der Weine so gut wie möglich zu erhalten. So eine Einstellung würde man nicht im Spanien der 70er in einem Big Player der Rioja vermuten, sondern eher im kleinen gallischen Dorf abseits vom Big Business. Aber unternehmerisch ist Bodegas LAN so ziemlich das Gegenteil des romantischen Winzerideals. Es gehörte zur Venture-Capital Gesellschaft Mercapital, bevor die 2012 an Sogrape - das größte portugiesische Unternehmen der Weinbranche - verkauften. Zu Sogrape zählen vor allem bedeutende Portweinhäuser wie Ferreira und Sandeman, aber auch Weingüter in Argentinien und Neuseeland. Berühmt wurde Sogrape vor allem durch die Markteinführung eines Weins der zum weltweiten All-Time-Classic wurde, Mateus Rosé. Bei einigen klingelts da vielleicht im Gedächtniskarton.

Ist das nun negativ zu sehen? Ich kann durchaus konstatieren, dass die Übernahme überwiegend positive Neuerungen für das Weingut brachte. Sogrape hat nicht alles umgekrempelt. Das Team um Chief-Winemakerin María Barúa wurde nicht angetastet. Vielmehr haben sich die Bodegas LAN hervorragend in das sehr gut aufgestellte Vertriebswesen von Sogrape eingegliedert. Der Absatz steigt kontinuierlich, 2021 war für LAN trotz Pandemie ein Rekordjahr im Export. Der ehemalige Vertriebsleiter Julio Martins wurde dann auch prompt im Frühjahr 2022 zum CEO befördert. Das Bemerkenswerte ist nämlich, dass der Exportrekord gleichzeitig mit einem Prozess der Premiumisierung stattfindet. Rioja und insbesondere Bodegas LAN wollen nicht mehr als Preis-Leistungs-Kracher (kleiner Spoiler: sie sind es aber noch!) wahrgenommen werden, sondern sich in der Oberklasse etablieren und eine echte Fanbase in den großen Wein-importierenden Ländern aufbauen. Die Voraussetzungen sind dafür bestens gegeben. Technisch ist es auf dem neuesten Stand.

María Barúa und der Keller

Verantwortlich für die Weine ist also María Barúa, eine feinfühlige und detailversessene Önologin mit 20 Jahre Erfahrung bei den Bodegas LAN. Ihr ist eine perfekte Balance zwischen Frucht und Holzfassaroma wichtig. Sie hat auch viel Innovation mitgebracht. Eigens für LAN hergestellte Barriques aus verschiedenen Eichenherkünften, mixed oder hybrid barrels genannt. So sind die Dauben für Reserva und Gran Reserva aus amerikanischem Holz und die Deckel aus französischem. Sie kann damit ganz präzise die Aromenwelten beider Eichenarten einfließen lassen. Darüber hinaus hat LAN auch die spanische Eiche für den Holzfassausbau wiederentdeckt. Im Keller beeindruckt die vollautomatische Stapelmechanik für die Barriques. Abstechen (den Wein vom Fass abziehen in ein anderes Fass) braucht man keine Pumpvorgänge mehr und Abfüllen ist somit leicht und präzise machbar. Die Weine sind traditionell gemachte Weine der Rioja. Die dafür verwendete Technik ist hingegen state-of-the-art und bietet María und ihrem Team die bestmöglichen Voraussetzungen um die Trauben zu verarbeiten. Diese stammen vor allem aus der berühmten Einzellage Viña Lanciano. Für die klassische LAN-Linie wird aber auch wie eingangs erwähnt Traubenmaterial aus der gesamten Rioja verwendet.

Viña Lanciano

Diese Lage ist ein schon etwas ganz Besonderes innerhalb der Weinberge der Rioja alta. Sie liegt gleich neben dem berühmten Weingut Contino und der Lage Viña del Olivo, aber auf der Südseite des Flusses, also leicht nach Norden geneigt. Viele glauben Exposition nach Norden sei nicht so gut wie nach Süden. In Zeiten von Global Warming hat man aber oftmals einen Vorteil durch eine kühlere Exposition. Also, innerhalb dieser Ebroschleife liegt dieser spektakuläre Weinberg von 74 Hektar, aufgeteilt in 22 Parzellen, bestockt mit Tempranillo, Mazuelo (Cariñena) und Garnacha. 60 Jahre alt sind die kleinen Buschreben, alles wird per Hand gemacht. Die drei Weine, die hier aus dieser Lage stammen sind zusammen mit der Gran Reserva, dessen Mazuelo auch hier wächst, die Aushängeschilder der Bodegas LAN.

Die Weine der Bodegas LAN

LAN gliedert seine Erzeugnisse in drei Linien: Gama LAN, Vinos Singulares und Vinos de Finca

Gama LAN

Crianza, Reserva und Gran Reserva verkörpert die klassische Tradition der Rioja. Ausdruck der Weingutsstilistik, geprägt von den Mixed Barriques aus französischem und amerikanischen Holz. Sie sind immer zu ca. 95% Tempranillo, ergänzt mit Mazuelo und/oder Garnacha. Den Unterschied machen die Ausbauzeiten im Fass und in der Flasche. Crianza 14 Monate Barrique und 9 Monate Flasche, Reserva 18 Monate Barrique und 20 Monate Flasche, Gran Reserva 24 Monate Barrique und 36 Monate Flasche. Hier muss noch erwähnt werden, dass die Gran Reserva nicht in den Mixed Barriques liegt, sondern in „reinsortigen“ amerikanischen und französischen Barriques... Für ein Rioja Weingut ist die Gran Reserva immer ein Prestige-Projekt. Dafür kauft man die allerbeste Qualität an Holz direkt bei den Fassbauern.

Vinos Singulares

Hier tummeln sich Projekt-artige Weine. Also besondere Ideen, die Maria hatte oder einzigartige Weine die den Weg ins Portfolio gefunden haben. Hervorzuheben wäre besonders der LAN 7 Metros, da er in Barriques aus der spanischen Eiche quercus pyreneica ausgebaut wird. Diese kleinere Eichenart ist selten und wenige Bäume erreichen die notwendige Größe von 7 Metern astfreien Stamm, damit man daraus gute Tauben bekommt. Durch dieses Projekt wird der Erhalt und die Rekultivierungen der quercus pyreneica unterstützt. Jedes Jahr gibt es von diesem Wein nur ca. 8000 Flaschen. Er siedelt sich mit 16 Monaten Fassausbau auf einer qualitativen Ebene zwischen Crianza und Reserva an, bietet aber durch durch das rein spanische Holz andere Aromeneindrücke. Sehr interessant!

Vinos de Finca

Eine Finca ist auf Spanisch ein Landsitz oder ein Anwesen mit landwirtschaftlicher Nutzfläche. Im Weinbau nennt man auch große zusammenhängende Lagen Fincas. Bei LAN handelt es sich bei den Vinos de Finca um die Weine, die zu 100% aus der Viña Lanciano stammen.

Besonders hervorzuheben ist der LAN A Mano, also derjenige, bei dem alles mit der Hand gemacht wird. Er stammt aus der höchst gelegenen Top-Parzelle der Finca, dem Pago el Rincón auf 495 Metern. Er wird zwar nur 11 Monate in französischen Barriques ausgebaut, ist aber vom Traubenmaterial so gut, dass er druckvoller und intensiver als die klassischen Weine von LAN ist. Sowas wie der High-Expression Super-Rioja von LAN. Bei anderen Weingüter wäre es der „Vino de autor“.

Und trotzdem setzt Maria Barúa mit dem Culmen noch einen obendrauf. Culmen Reserva kommt auch von der Parzelle el Rincón, allerdings von den besten und ältesten Stöcken. Diese Trauben werden dann 25 Monate in französischen Edel-Barriques ausgebaut. Er wird nur in hervorragenden Jahren gemacht und zeigt was möglich ist, wenn an allen Stellschrauben kräftig nach oben dreht. Dann erreicht man eben die Gipfel des Berges und kommt nicht mehr höher.

01.07.2022
Datum:
Artikel: Bodegas LAN
Quelle: https://blog.inbarrique.de/17

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