Borsao - das große Weingut aus Borja

Das Weingut Bodegas Borsao ist das Aushängeschild des Weinbaugebiets Campo de Borja in Aragón. Gleichzeitig hat es Borsao auch geschafft, als eigenständiger Qualitätserzeuger unabhängig seines Ursprungs wahrgenommen zu werden. Dieser erfolgreiche Werdegang hat vor allem mit einer feinfühligen Markenstrategie zu tun.
Borsao - das große Weingut aus Borja

Borsao – die Geschichte

Der Name leitet sich aus der römischen Geschichte ab, als das heutige Städtchen Borja eine keltiberische Burg mit dem Namen Bursau war. Diese kam nach der Eroberung durch Rom unter die Verwaltung von Zaragoza, wie es heute noch der Fall ist. Wir befinden uns im westlichen Teil von Aragón etwa 50 Kilometer von der Hauptstadt Zaragoza entfernt. Auf 500 Metern über dem Meerespiegel präsentiert sich Spanien hier mit seiner typisch kargen Topographie. Ebene soweit das Auge reicht, sehr dünn besiedelt, mit heißen trockenen Sommern und kalten Wintern. Tagsüber Hölle, nachts Gefrierpunkt. Ein homo mediterraneus, wie ich es einer bin, fühlt sich da schnell unwohl, Aber für den Weinbau ist’s perfekt, speziell für so widerstandfähige Rebsorten wie Garnacha. 

1958 wurde die Genossenschaft von Borja gegründet. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden noch zwei weitere Genossenschaften benachbarter Orte eingegliedert. Um den Anforderungen der preissensiblen Märkte gerecht zu werden und den Exporte anzukurbeln, gründete man 1991 das Weingut Borsao als eigenständige Gesellschaft. Die Weine von Borsao fußen also auf der Weinbergsarbeit der 375 Gesellschaftern. Sie bilden so etwas wie eine Produktionsgenossenschaft. Das Weingut wird aber wie ein privates Unternehmen geführt, das moderne Etiketten mit Markencharakter vertreibt. Bitte nicht verwechseln mit einer Großkellerei, die überall in Europa Trauben kauft und Markenweine für die Supermärkte keltert. Die einschlägigen Namen erspare ich Euch. Deren Bezug zur Herkunft der Trauben ist gleich null. Bei Borsao ist das anders. Die Trauben stammen allesamt von den Gesellschaftern, wie bei einer Genossenschaft. Auch die Herkunft bleibt klar definiert Campo de Borja und daran wird nichts geändert. Aber das Auftreten ist äußerst modern. Borsao hat mit über 50 Markenweinen eine große aber noch übersichtliche Bandbreite geschaffen, mit dem sie ihr Angebot auf die Anforderungen der Zielmärkte abstimmen. Von Einstieg bis Premium, von traditionell bis flippig. Die Weine von Borsao kann man im Fachhandel, in der Gastronomie und auch in den Supermärkten finden. Sie sind der Antriebsmotor für die Herkunft Campo de Borja und sind gleichzeitig schon selbst zur Marke geworden. 

Es ist schon bewundernswert, wenn man bedenkt, wie viele Flaschen hergestellt werden und bei welch guter Qualität man einsteigt. Borsao verarbeitet ungefähr 2200 Hektar. Die Produktion an Flaschen könnte in den zweistelligen Millionenbereich gehen. Das sind enorm viele Flaschen für einen sehr konkurrierenden Markt, schwierig vor allem, wenn man sich nicht auf dem Namen einer berühmten Weinbauregion ausruhen kann. In Spanien selbst hat man sich schon ein Standing erarbeitet. International gesehen ist Campo de Borja eher noch ein Parvenue. Borsao ist trotzdem so erfolgreich, weil sie unfassbar gute Preise für ihre Qualitäten aufrufen. Dabei bleiben diese Weine absolut wertige Originale und sind nicht billig im Sinne einer minderwertigen Kopie.

Weintanks von Bodegas Borsao
Flaschenlagerung bei Bodegas Borsao

D.O. Campo de Borja

Ungefähr 8000 Hektar groß ist das Weinbaugebiet Campo de Borja. Um das mal einzuordnen: In ganz Franken stehen knapp 6000 Hektar. Schon 1980 wurde das Konsortium gegründet und zählt zu denen der ersten Stunde in Spanien. Von den 8000 Hektar sind über 60% mit Garnacha bestockt. Es folgen Cariñena und Tempranillo. Ähnlich wie im benachbarten Navarra setzte man Ende des 20. Jahrhunderts auch auf internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah. Geographisch erstreckt sich Campo de Borja zwischen dem Ebro-Tal im Nordosten und der Sierra de Moncayo, eine über 2000 Meter hoher Bergkette im Südwesten. Je nördlicher Richtung Fluss desto schwerer der Boden und wärmer das Klima. Dementsprechend üppiger die Weine. Die Höhenlagen im Süden bringen leichtere und elegante Weine. Grundsätzlich versteht man sich hier als Gralshüter der Rebsorte Garnacha. Man hielt an der Rebsorte fest, als sie überall verschmäht wurde. Daher gibt es noch sehr viele alte Garnacha-Rebstöcke, vornehmlich in kleiner knorriger Gobelet-Erziehung, die einen geringen, aber hochwertigen Ertrag bringen.

Garnacha – von Zero to Hero

Der Ruf der Rebsorte Garnacha hat sich immens verbessert. Man spricht heute von „Pinot des Südens“ und nimmt sie auf in die Riege der internationalen Spitzenrebsorten. Die waren einst kanonisch auf die Big Seven reduziert: Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Pinot Noir, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Riesling. Meines Erachtens gehört Garnacha da dazu und es war eher der internationale Weingeschmack, der eine frühere Aufnahme verhinderte.

Es gibt mittlerweile internationale Kongresse, die die Rebsorte Garnacha feiern. Sie diskutieren darüber, woher sie genau kommt, wer sie besser interpretiert. Einige sprechen von ihr als „mediterrane Rebsorte“, obwohl sie auch in Australien und Kalifornien wunderbare Ergebnisse liefert. Ganze Landstriche, ja ganze Inseln wie zum Beispiel Sardinien, identifizieren sich mit der Rebsorte. Die Verbreitung ist immens, die Qualitäten sind hervorragend und ihre Fähigkeit, Hitze und Dürre zu vertragen machen sie für die Zukunft sehr attraktiv. 

Bis in den 90ern wollte man aber international nichts von Garnacha wissen. Taugt allenfalls für fruchtigen Rosé. Viele waren der Meinung sie dient allenfalls als Cuvéepartner um die Strenge herber Rebsorten abzufedern. Der gute alte Côtes-du-Rhône wird als besserer Tischwein erwähnt. Dabei wird vergessen, dass Grenache auch in Châteauneuf-du-Pape die erste Geige spielt und die schon lange Superpremium machen. 

Bodegas Borsao Garnacha Weinreben

Wieso hat man bei Garnacha erst so spät genau hingeschaut? Vielleicht waren es auch die Jahre, in denen man nicht genug von Kraft, Frucht und Üppigkeit bekommen konnte. Der Klimawandel hatte zwar schon begonnen -wir wussten es nur noch nicht- und die Rotweine wurden nach und nach reifer. Fine Wine demokratisierte sich mit einfach zu verstehenden amerikanischen Punkten. Reifer und süßer verkauft sich erstmal besser. Mit neuem Holz fuhr man über die Weine wie eine Planierraupe beim Straßenbau, Hauptsache Vollgas am Gaumen. Nur ist Garnacha für diese brachiale Denke „schneller, höher, weiter“ die falsche Rebsorte. Zu reif und holzverwöhnt erstickt die weitaus interessantere Dimension von Garnacha: Florale und rotbeerige Aromen, die der Nase eine verführerische Leichtigkeit geben. Und wenn das fehlt, wird Garnacha eben plump und ermüdend, neigt schnell zur Oxidation und bringt dann schwere stumpfe Weine, die dem Frucht suchenden Gaumen nicht gefallen. Vielleicht wurde Garnacha deshalb im Fine Wine Bereich oft links liegen gelassen. Garnacha braucht viel Pflege und präzises Handwerk. Und vor allem niedrige Erträge, damit ein hoher Gehalt an Extraktstoffen den tendenziell hohen potenziellen Alkoholgehalt auffängt. Wenn aber ein feinfühliger Winzer am Werk ist, bekommt er mit der Garnacha ein Instrument in die Hände, um in himmlische Sphären vorzudringen.

Wir leben mittlerweile in goldenen Zeiten, was feinfühlige Winzer angeht. Wein ist ein landwirtschaftliches Edelprodukt und die Premiumisierung des Weins findet ihren Weg bis in die letzten Winkel dieser Erde. Früher war’s einfach, es gab Bordeaux, Burgund, Champagne und Egon Müller. Eine Hand voll Piemont, sehr wenige Riojas und in der Toskana zwei oder drei Erzeuger. Der Rest war bäuerlich, nicht der Rede wert, die Weinwelt schnell abgefrühstückt. Einige Weinsnobs bräuchten da mal ein Update, denn da hat sich vieles verändert und Garnacha ist eine der Rebsorten, der wir die Premiumisierung ganzer Landstriche zu verdanken haben. Bei Borsao ist man ganz pragmatisch. Garnacha ist Zugpferd, Aushängeschild und Cashcow zugleich. So kann man sich mit den Weinen von Borsao ein sehr gutes Bild machen, wie diese Rebsorte schmeckt und was für eine Potenzial sie hat. 

Die Weine von Bodegas Borsao

Die Weine

Tres Picos

Der Topwein von Borsao. 100% Garnacha aus den ältesten Rebstöcken (35-65 Jahre alt) in den Höhenlagen der Region Campo de Borja. Er wird Temperatur kontrolliert im Edelstahl vergoren und dann für dezente fünf Monate in neuen französischen Barriques ausgebaut. Nur so, dass er einen Touch Holz mitbekommt. Die tolle Intensität kommt hier primär aus der Topqualität der besten Garnacha-Stöcke. Reife rote Himbeeren, Brombeeren und Pflaumen. Dazu ein Hauch Vanille, Tabak und Zedernholz. Ein Premiumwein in der mittleren Preiskategorie.

Berola

Etwas limitierter ist immer der Berola, eine Cuvée aus Garnacha und Syrah. Syrah ist wohl die Rebsorte, die sich am besten mit Garnacha vermählt. Die herbe Grundstruktur und das dunklere, balsamische Aromenrad ergänzen die rotbeerige und zartere Garnacha in perfekter Art und Weise. Das Erfolgsrezept der südlichen Rhone funktioniert auch hier wunderbar. Dazu kommt er noch für 14 Monate in französische und amerikanische Barriques und reift zu einem wahren Grand Vin im Portfolio von Borsao heran. Trotzdem ist auch er im mittleren Preissegment zu finden.

Zarihs

Der reinsortige Syrah. Die ersten Rebstöcke wurden 2002 gepflanzt. Syrah wird bei Borsao von Jahr zu Jahr besser. Tiefdunkle würzige Art mit satten schwarzen Früchten. Dazu Aromen von schwarzem Pfeffer, mediterranen Kräutern und Schokolade. Hier schaut man eher nach Australien als an die nördliche Rhône. Der Zarihs ist eine vibrierende und konzentrierte Fruchtbombe, die am Gaumen explodiert und alles mit reifen Fruchtaromen auskleidet. 

Garnacha Mitico Old Vines 

Aus bis zu 65-jährigen Rebstöcken, 100% Garnacha. Er reiht sich ein zwischen Borsao Seleccion und Tres Picos. Kraftvoll und etwas mehr Holz als beim Tres Picos. Ein traditioneller Stil Spaniens. Tiefgründig, üppig und vollfruchtig. Perfekt für diejenigen, die ein wenig mehr Druck am Glöckchen verspüren möchten.

Borsao Seleccion

Der Einstiegswein. Eine Cuvée aus 85% Garnacha, ergänzt mit Tempranillo und Syrah. Aus den jüngeren Anlagen des Weinguts. Aber Achtung: Das heißt hier auch um die 25 Jahre alt. Der Borsao Selección wird nur im Edelstahl ausgebaut und soll mit kräftigen, fleischigen Fruchtaromen einfach nur viel Trinkfreude mitbringen. Gerne als roter Partywein zum Grillfest oder wenn man unter der Woche nichts Teures aufreißen will. Borsao Selección ist das perfekte Schweizer Taschenmesser - funktioniert immer!

Die Weine von Bodegas Borsao finden Sie in unserem Weinshop

12.09.2022
Datum:
Artikel: Borsao - das große Weingut aus Borja
Quelle: https://blog.inbarrique.de/21

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